Entlarvung der Auswirkungen von COVID-19 auf die Psyche

Okt. 2020

Während Wissenschaftler weltweit unermüdlich daran arbeiten, SARS-CoV-2 zu verstehen, sind überraschende neue Erkenntnisse über die Fähigkeit des Virus aufgetaucht, weit über die Lunge hinaus in Bereiche einzudringen. Eine kollektive Analyse der aktuellen Erkenntnisse zeigt, dass COVID-19 besorgniserregende Auswirkungen auf das komplexeste Organ von allen haben könnte - das menschliche Gehirn.

Neurologische Präsentationen

Erste Berichte aus Krankenhäusern, die mit Patienten überfüllt waren, zeigten eine Vielzahl von neuropsychiatrischen Symptomen, die mit pulmonalen Beschwerden einhergingen. Schwindel, Kopfschmerzen und Bewusstseinsveränderungen gehörten zu den am häufigsten festgestellten Symptomen. Bei einigen schien das Virus jedoch auch seltenere, aber schwerwiegende Erkrankungen wie Schlaganfälle, Autoimmunerkrankungen der Nerven, Entzündungen des Gehirns und des Rückenmarks sowie eine sich rasch verschlechternde Enzephalopathie auszulösen, die nicht mit der Lungenfunktion zusammenhängt.

Post-mortem-Untersuchungen haben die Befürchtungen einer direkten Beteiligung des zentralen Nervensystems (ZNS) erhärtet, da virales Genmaterial in Nervenzellen nachgewiesen wurde. Dies ist eine Parallele zum Vorgänger SARS-CoV, von dem bekannt ist, dass er während dieser Krise ebenfalls in Gehirnregionen eindringt. Solche Entdeckungen helfen, das Versagen der Atmung bei COVID-19-Patienten zu erklären, die eine gesunde Atmungsanatomie aufweisen.

Wege des neurotropen Transits

Angesichts der engen Verbindung von SARS-CoV-2 zu früheren Coronaviren vermuten die Wissenschaftler vergleichbare Wege, die eine Neuroinvasion ermöglichen. Der Hauptverdacht fällt auf das olfaktorische System, den Haupteintrittspunkt in das ZNS, der auch von anderen Atemwegsviren genutzt wird. Weitere mögliche Wege, die derzeit untersucht werden, sind die Entführung von Immunzellen, die den Transport durch das lymphatische Äquivalent des Gehirns ermöglichen, oder die Ausbreitung durch Lücken in der Blut-Hirn-Schranke über Interaktionen mit Endothelproteinen.

Der Tribut der Entzündung

Die Analyse unterstreicht, dass sowohl die Aktionen des Virus in den Nervennetzen als auch die Überaktivierung der Immunreaktion in dem Organ, das für Identität, Intelligenz und mehr verantwortlich ist, verheerende Folgen haben können. Selbst wenn kein direkter Zugang nachgewiesen werden kann, könnte eine sterile Entzündung allein eine enzephalitische Erscheinung imitieren. Längerfristig hinterlässt das Überleben solcher Episoden oft Narben und das Absterben von Neuronen, wie dies bereits bei Coronaviren bei Tieren beobachtet wurde.

Um die Feinheiten von COVID-19 zu entschlüsseln, ist eine kontinuierliche Zusammenarbeit erforderlich. Doch die Erkenntnis, dass der Erreger die Gesundheit des Gehirns gefährden kann, ermöglicht eine bessere Versorgung neurologisch angeschlagener Patienten und gibt Hinweise auf künftige therapeutische Möglichkeiten, die auf gefährdete Eintrittsstellen oder nachgeschaltete Folgen der Infektion abzielen. Eine fortgesetzte Überwachung kann auch oft subtile Langzeitfolgen aufdecken, wenn die Überlebenden ihre Genesung einleiten.

Hinweis(e)

  1. https://doi.org/10.1007/s12035-020-02070-6>DOI: 

 

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Über den Autor

  • Dilruwan Herath

    Dilruwan Herath ist ein britischer Arzt für Infektionskrankheiten und eine medizinische Führungskraft in der Pharmaindustrie mit über 25 Jahren Erfahrung. Als Arzt spezialisierte er sich auf Infektionskrankheiten und Immunologie, wobei er einen entschiedenen Fokus auf die Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit entwickelte. Im Laufe seiner Karriere hatte Dr. Herath mehrere leitende medizinische Funktionen in großen, weltweit tätigen Pharmaunternehmen inne, wo er transformative klinische Veränderungen leitete und den Zugang zu innovativen Medikamenten sicherstellte. Derzeit ist er als Sachverständiger für die Fakultät für Pharmazeutische Medizin im Ausschuss für Infektionskrankheiten tätig und berät weiterhin Biowissenschaftsunternehmen. Wenn er nicht als Arzt praktiziert, malt Dr. Herath gerne Landschaften, treibt Motorsport, programmiert Computer und verbringt Zeit mit seiner jungen Familie. Sein Interesse an Wissenschaft und Technologie ist ungebrochen. Er ist EIC und Gründer von DarkDrug.

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