Die zunehmende Anerkennung von Entzündungen bei der Parkinson-Krankheit
Seit mehr als zwei Jahrhunderten, seit James Parkinson erstmals die motorischen Beeinträchtigungen seiner namensgebenden Krankheit dokumentierte, bemühen sich Forscher darum, besser zu verstehen, was die Parkinson-Krankheit (PD) auslöst und wie man ihre Symptome wirksamer lindern kann. Während eine Schädigung der Gehirnzellen, die den Neurotransmitter Dopamin produzieren, lange Zeit als zentral für die Erkrankung angesehen wurde, haben Wissenschaftler inzwischen einen tieferen Einblick in das verflochtene Zusammenspiel von Vererbung, Umwelt und Immunsystem gewonnen, das die Entstehung von Parkinson vorantreibt. In einer kürzlich in Nature Reviews Immunology veröffentlichten Übersichtsarbeit wurden überzeugende Beweise dafür zusammengetragen, dass Entzündungen eine entscheidende Rolle im degenerativen Prozess spielen - und das möglicherweise früher als angenommen.
Morbus Parkinson wurde traditionell als eine motorische Störung charakterisiert, die sich durch Zittern, Steifheit und verlangsamte Bewegungen auszeichnet. Heute wird sie jedoch als eine Multisystemstörung verstanden, die sich auf Bereiche wie Schlummer, Kognition und Darm auswirkt, manchmal viele Jahre vor dem Auftreten motorischer Anzeichen. In der Übersichtsarbeit werden mehrere Untersuchungen hervorgehoben, in denen Marker für Darmentzündungen und Immunanomalien bei Parkinson-Patienten nachgewiesen wurden, die mit einem früheren Ausbruch der Krankheit korrelieren. Dies untermauert das Konzept, dass Auslöser wie Darmbakterien oder Virusinfektionen zunächst eine periphere Entzündung hervorrufen, die sich schließlich auf das Gehirn ausbreitet.
Was die Vererbung betrifft, so wurden mehr als zwanzig Gene bei familiären Formen von Morbus Parkinson nachgewiesen, von denen viele für Proteine kodieren, die an Vorgängen wie lysosomaler Arbeit und Mitophagie - dem selektiven Abbau geschädigter Mitochondrien - beteiligt sind. Zahlreiche dieser Gene, darunter LRRK2 und GBA, werden in Immunzellen stark kommuniziert und steuern deren Reaktionen. Varianten in diesen und anderen Genen, die mit Immunsignalen in Verbindung stehen, wurden zudem mit einem erhöhten sporadischen Parkinson-Risiko in Verbindung gebracht. Darüber hinaus sind Veränderungen bei entzündlichen Zytokinen wie TNF bei Parkinson-Patienten häufiger anzutreffen und verschlimmern das Fortschreiten der Erkrankung.
Im Gehirn nehmen die Mikroglia - die ansässigen Immunzellen - in den von Morbus Parkinson betroffenen Regionen einen aktivierten Phänotyp an. Studien an Menschen und Tiermodellen deuten darauf hin, dass Mikroglia und infiltrierende T-Zellen bei der Neurotoxizität proinflammatorische Signale aussenden. Periphere Immunprofile spiegeln ebenfalls eine Dysregulation wider, wobei Verschiebungen bei Monozyten-, B- und T-Zellpopulationen beobachtet wurden. Viele Befunde deuten auf HLA-Gene hin, die die Antigenpräsentation überwachen, als wahrscheinliche Verbindung zwischen Vererbung und Umwelt.
Bemerkenswert ist, dass epidemiologische Daten die Gefahr von Morbus Parkinson mit einer Familie von Autoimmunerkrankungen in Verbindung bringen, wobei die Wahrscheinlichkeit bei den Patienten um bis zu 30 % erhöht ist. Eine Behandlung mit Anti-TNF-Biologika zur Eindämmung der Darmentzündung wiederum kann die Häufigkeit von Parkinson um fast 80 % verringern. Solche Korrelationen bestätigen den Charakter von Entzündungen auf Bevölkerungsebene.
Zusammengenommen spricht diese Bestätigung dafür, dass Entzündungen nicht mehr nur als sekundäre Folge oder Begleiterscheinung der Parkinson-Krankheit betrachtet werden sollten, sondern als ein früher Impuls, der das Risiko und das Fortschreiten der Krankheit aktiv beeinflusst. Sie lässt hoffen, dass künftige Behandlungen, die auf die Neuroinflammation abzielen, insbesondere in präsymptomatischen Stadien, die Neurodegeneration verzögern oder sogar aufhalten können - ein vielversprechender neuer therapeutischer Ansatz im Kampf gegen die Parkinson-Krankheit.
Hinweis(e)
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https://doi.org/10.1038/s41577-022-00684-6
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