Förderung" von Transparenz und Verantwortung in der Pharmaindustrie
Die pharmazeutische Industrie spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung lebensrettender Medikamente, muss aber auch das Vertrauen von Patienten und Angehörigen der Gesundheitsberufe gewinnen und erhalten. Ein kürzlich von der britischen Behörde für den Verhaltenskodex für verschreibungspflichtige Arzneimittel (Prescription Medicines Code of Practice Authority, PMCPA) angehörter Fall zeigt, dass die Unternehmen ihre Werbepraktiken und ihre Beziehungen zu den wichtigsten Zielgruppen sorgfältig überdenken müssen.
Im Mittelpunkt des Falles stand die Beschwerde einer britischen Krankenhauskrankenschwester über das Verhalten von Vertretern der Firma Vifor Pharma, die das intravenöse Eisenpräparat Ferinject vertreibt. Die Beschwerdeführerin behauptete, dass die Vertreter bei einem Besuch den Ferinject-Konkurrenten Monofer von Pharmacosmos aggressiv als "sehr gefährlich" und "nicht sicher" angegriffen hätten. Sie erklärte auch, dass das Verhalten und die Vorgehensweise der Vertreter unprofessionell waren.
Vifor wies die Vorwürfe zurück und erklärte, ihre Vertreter hätten im Rahmen der Kodex-Richtlinien verantwortungsbewusst gehandelt. Sie behaupteten, die Vertreter hätten lediglich Missverständnisse über die Dosierung von Monofer angesprochen, die zu Verwirrung beim Krankenhauspersonal geführt hätten. E-Mails von Kollegen der Beschwerdeführerin untermauerten jedoch ihre Anschuldigungen, dass die Vertreter "Panikmache" betrieben und "versuchten, [Monofer] auf intensive Weise zu diskreditieren".
Das PMCPA-Gremium - und später der Berufungsausschuss - räumten ein, dass es angesichts der unterschiedlichen Darstellungen schwierig war, den Wahrheitsgehalt zu ermitteln. Auch wenn der genaue Wortlaut nie bekannt sein wird, entschied das Gremium, dass das Werbematerial und die Briefings von Vifor die Vertreter wahrscheinlich dazu veranlassten, das Vertrauen in die Sicherheit von Monofer im Vergleich zu Ferinject zu untergraben. Es wurden Verstöße gegen mehrere Klauseln des Kodex festgestellt, die eine ausgewogene, wahrheitsgemäße Werbung gewährleisten sollen, die die Wettbewerber nicht verunglimpft.
Eine wichtige Lehre aus diesem Fall ist, dass Unternehmen sorgfältig abwägen müssen, wie ihre Praktiken wahrgenommen werden könnten, auch wenn sie eine andere Absicht verfolgen. Werbematerialien, die einen Konkurrenten nicht in einer völlig sachlichen und ausgewogenen Weise beschreiben, riskieren, ethische Grenzen zu überschreiten. Und aggressive, konfrontative Interaktionen tragen wenig dazu bei, Vertrauen bei Partnern im Gesundheitswesen aufzubauen oder sich eine faire Anhörung für die eigenen Produkte zu verdienen.
Der Fall verdeutlicht auch die unklaren Grenzen, die entstehen können, wenn die Weitergabe von Sachinformationen mit kommerziellen Zielen verwoben wird. Vifor stellte fest, dass ihre Vertreter nur reaktiv auf Fragen zu Monofer reagieren wollten. In den Briefing-Dokumenten wird jedoch beschrieben, dass Vergleichsdaten "proaktiv" gegen bedrohte Kunden eingesetzt werden, und auf einer abschließenden Motivationsfolie wird zum Vertrauen in "die beste Behandlung" aufgerufen. Eine solche Formulierung birgt die Gefahr, dass eine kontradiktorische Denkweise gefördert wird, nach der medizinische Gespräche eher konkurrierend als kooperativ verlaufen.
Ein verwandtes Thema ist der Umgang der Unternehmen mit unabhängigen Berichten, die potenzielle Sicherheitsbedenken aufwerfen. Der PMCPA äusserte seine Besorgnis darüber, dass Vifor den Lareb-Bericht verwendet hat, um den Verkauf von Monofer indirekt über medizinische Informationen anzukurbeln, ohne umfassend über den Kontext und die Grenzen des Berichts informiert zu sein. Unternehmen müssen die Objektivität und die Auswirkungen von Daten Dritter sorgfältig abwägen, bevor sie eine angemessene Verwendung und Offenlegung festlegen.
Transparenz ist eine weitere Lektion. Die Angehörigen der Gesundheitsberufe sind zu Recht skeptisch gegenüber der Beeinflussung durch Werbung und erwarten volle Einsicht in die Praktiken der Unternehmen. Vifor legte zu Recht Einspruch ein, da sie erst nach dem Urteil alle Beweise einsehen konnte, was die Fairness beeinträchtigte. Eine gründliche Dokumentation der Interaktionen und die proaktive Weitergabe aller damit zusammenhängenden Materialien tragen zur Glaubwürdigkeit bei.
Schließlich wirft der Fall auch ein Schlaglicht auf die Rechenschaftspflicht. Vifor bekennt sich zu ethischen Grundsätzen, tut aber einige Feststellungen als Fehlinterpretationen ab. Vertreter hatten jedoch nur wenige Tage später den Fall erörtert. Interne Motivationserklärungen bergen die Gefahr, dass eine feindselige Haltung normalisiert wird, wenn sie nicht durch klare Richtlinien für verantwortungsvolles Verhalten ausgeglichen werden. Die Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Richtlinien und die Aufsicht eine Kultur fördern, in der alle Mitarbeiter bei jeder Interaktion verlässlich die Standards einhalten.
Insgesamt unterstreicht der Fall das empfindliche Gleichgewicht der Arzneimittelwerbung. Die Unternehmen haben das Recht, ihre Produkte fair zu verteidigen, müssen aber vermeiden, das Vertrauen der Öffentlichkeit oder der Wettbewerber durch Anspielungen statt durch Fakten zu untergraben. Medizinische Gespräche erfordern eher Einfühlungsvermögen, Nuancen und Transparenz als Aggression. Und die Unternehmenspraktiken sollten konsequent die Zusammenarbeit gegenüber dem Wettbewerb fördern, um das gegenseitige Verständnis zu schaffen, auf dem der Fortschritt beruht. Wenn diese Grundsätze sorgfältig beachtet werden, kann die Branche ihren Gesellschaftsvertrag stärken, indem sie die Gesundheit und nicht nur den Umsatz fördert.
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